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Studie

Offener Zugang

Veröffentlicht: 08/04/2025

Kontrolle oder Freiheit?
Eine Untersuchung zur finanziellen Sicherheit von Kindern und den Einfluss elterlicher Entscheidungen

Abstrakt

Viele Eltern sparen über Jahre hinweg Geld für ihre Kinder an, um ihnen beim Eintritt ins Erwachsenenleben eine solide finanzielle Grundlage zu bieten. Dabei stellt sich die Frage, ob junge Erwachsene in der Lage sind, mit diesen Beträgen verantwortungsvoll umzugehen oder ob Kontrollmechanismen notwendig sind, um impulsive Ausgaben zu verhindern. Die Studie untersucht, inwiefern elterliche Schutzmaßnahmen wie gestaffelte Freigaben oder Sperrfristen dazu beitragen können, eine langfristige finanzielle Stabilität zu fördern und welche Rolle Finanzbildung dabei spielt. 

Durch die Analyse der Daten ergibt sich die Handlungsempfehlung für Methoden wie gestaffelte Freigaben eines Depots, um dem Nachwuchs ein zusätzliches Sicherheitsnetz zu bieten, ohne ihre Selbstständigkeit zu stark einzugrenzen.

Methoden

Die Untersuchung basiert auf einer Online-Befragung mit drei Zielgruppen aus Deutschland:
  • Junge Erwachsene, die ihr eigenes Finanzverhalten und den Einfluss externer Faktoren wie Peer Groups und soziale Medien bewerten.
  • Eltern, die ihre Erziehungsstrategien, Kontrollmechanismen und Erwartungen an das Finanzverhalten ihrer Kinder schildern.
  • Pädagogische Fachkräfte, die eine neutrale Einschätzung zur finanziellen Kompetenz junger Menschen und zur Rolle der Finanzbildung geben.

Insgesamt wurden 243 Antworten in die Analyse einbezogen. Die erhobenen Daten wurden mittels quantitativer und qualitativer Methoden ausgewertet, darunter deskriptive Statistik, Hypothesenprüfung und Szenarioanalysen zur Verwendung unterschiedlicher Geldbeträge.

Ergebnisse

Schlüsselerkenntnisse der Studie sind:

  • Junge Erwachsene planen grundsätzlich vernünftig mit größeren Geldbeträgen, jedoch bleibt der Anteil für Konsumausgaben über alle Betragsstufen hinweg konstant und insbesondere plötzlich verfügbare, große Geldmengen verlocken zu unkontrollierten Ausgaben.
  • Peer Groups und soziale Medien haben einen wesentlichen Einfluss auf finanzielle Entscheidungen, oft stärker als von den Befragten selbst wahrgenommen.
  • Elterliche Schutzmechanismen wie gestaffelte Freigaben oder Sperrfristen können impulsive Ausgaben begrenzen, sollten für das beste Ergebnis jedoch in Absprache mit dem Kind gestaltet werden, um die Eigenverantwortung zu fördern.
  • Finanzbildung ist entscheidend: Die Studie zeigt, dass finanzielle Kompetenz weniger durch schulische Angebote als durch Eltern vermittelt wird. Eine bessere Verzahnung von Bildung und praktischen Schutzmechanismen könnte langfristig finanzielle Fehlentscheidungen reduzieren.
  • Beispielrechnungen zeigen Einsparpotenziale: Kontrollmechanismen und bewusste Sparstrategien können erhebliche finanzielle Vorteile bringen. Besonders bei hohen Geldsummen reduziert eine strukturierte Finanzplanung das Risiko unüberlegter Ausgaben.

Die Ergebnisse legen nahe, dass eine Kombination aus frühzeitiger Finanzbildung, elterlicher Begleitung und schrittweiser Eigenverantwortung die wirksamste Strategie darstellt, um junge Erwachsene auf eine stabile finanzielle Zukunft vorzubereiten.

Zusammenfassung der Studie

Der folgende Abschnitt bietet eine ausführliche Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse und Daten aus der Studie. Den vollen Studientext können Sie hier herunterladen

Einleitung

Finanzielle Vorsorge für Kinder und Jugendliche hat in vielen Familien eine hohe Priorität. Eltern sparen über Jahre hinweg Geld an, um ihren Kindern beim Eintritt ins Erwachsenenleben eine solide finanzielle Grundlage zu bieten. Häufig geschieht dies in Form von Sparkonten, Depots oder zweckgebundenen Schenkungen, die mit dem Erreichen der Volljährigkeit freigegeben werden. 

Doch mit der plötzlichen Verfügbarkeit eines erheblichen Geldbetrags stellt sich eine entscheidende Frage: Sind junge Erwachsene in der Lage, mit dieser finanziellen Verantwortung angemessen umzugehen, oder besteht die Gefahr, dass das Geld unüberlegt ausgegeben wird?

Viele Eltern sehen den frühen Zugriff auf größere Summen kritisch und befürchten impulsive Konsumentscheidungen, die langfristige finanzielle Sicherheit gefährden könnten. Sie setzen daher auf Kontrollmechanismen, um den Zugriff auf das Vermögen zu steuern – sei es durch Sperrfristen, gestaffelte Auszahlungen oder Vorgaben zur Nutzung. Andere hingegen argumentieren, dass finanzielle Selbstbestimmung nur durch eigene Erfahrungen erlernt werden kann und dass übermäßige Kontrolle dem Lernprozess schadet. 

Dieser Konflikt zwischen elterlicher Fürsorge und finanzieller Eigenverantwortung steht im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung. Mit den hier ermittelten Daten sollen ein zahlengestützter Überblick über das Ausgabeverhalten von jungen Erwachsenen bei plötzlich verfügbaren, großen Geldmengen entwickelt werden, der als Basis für Handlungsempfehlungen wie Kontrollmechanismen bei der Depotfreigabe dienen soll.

Hintergründe

Als Grundlage der Forschungsarbeit wurde ein Überblick über die bisherige Forschungslage und Studien zur Entwicklung von Finanzkompetenz sowie aktuelle wirtschaftliche Bedingungen und Berichte zu dem Ausgabeverhalten junger Menschen erstellt. Hier folgt ein Überblick der Kernthesen und Beobachtungen dieser Ausgangssituation:

Entwicklungspsychologische Grundlagen der finanziellen Sozialisation

Die Fähigkeit, verantwortungsbewusst mit Geld umzugehen, wird bereits in der Kindheit durch Sozialisation geprägt. Eltern übernehmen dabei eine Schlüsselrolle, indem sie durch Vorleben, Gespräche und einer Taschengeldregelung finanzielle Kompetenzen vermitteln. Das junge Erwachsenenalter markiert den Übergang zu einer eigenverantwortlichen Finanzverwaltung, wobei externe Einflüsse wie soziale Medien, Peer Groups und Werbung zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Theoretische Modelle der Entscheidungsfindung, insbesondere aus der Verhaltensökonomie, zeigen, dass Menschen oft nicht ausschließlich rational agieren, sondern von kurzfristigen Anreizen beeinflusst werden („present bias“). Studien wie das berühmte Stanford-Marshmallow-Experiment belegen, dass die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub einen positiven Einfluss auf langfristiges finanzielles Verhalten hat, aber viele Kinder daran scheitern, auf sofortige Belohnung zu verzichten, auch wenn damit ein Vorteil in der Zukunft erreicht werden kann.

Verhalten junger Erwachsener bei plötzlich verfügbarer größerer Geldsumme

Forschungsergebnisse zeigen, dass viele junge Erwachsene überfordert sind, wenn sie plötzlich über hohe Geldbeträge verfügen. Studien zu Lottogewinnern belegen, dass unvorbereitete Personen ihr Vermögen oft rasch ausgeben und später finanzielle Schwierigkeiten erleben. Der sogenannte „Windfall-Gains-Effekt“ beschreibt das Phänomen, dass unerwartete Geldbeträge eher als „Spielgeld“ betrachtet werden und impulsiv ausgegeben werden. 
Solche Untersuchungen und Berichte legen nahe, dass junge Erwachsene beim Zugriff auf ein Depot bei Volljährigkeit ebenfalls zu Impulskäufen verlockt werden.

Die Rolle der Eltern: Erziehung, Vertrauen und Kontrollmechanismen

Eltern beeinflussen das spätere Finanzverhalten durch Erziehungsstile und aktive Finanzerziehung mit Methoden wie Taschengeld, Gesprächen über Geld und ihre Vorbildfunktion maßgeblich und sollten sich aktiv an der Finanzbildung ihrer Kinder beteiligen.

Kontrollmechanismen, wie Sperrfristen oder gestaffelte Freigaben, können impulsive Fehlentscheidungen verhindern. Verhaltensökonomische Theorien legen nahe, dass solche Maßnahmen sinnvoll sind, wenn sie jungen Erwachsenen Zeit zur Reflexion geben. Eine zu strikte Kontrolle könnte allerdings Trotzreaktionen und risikoreiches Verhalten begünstigen.

Externe Einflüsse und kontextuelle Faktoren

Neben der elterlichen Erziehung haben externe Faktoren einen erheblichen Einfluss auf das Finanzverhalten:

  • Peers und soziale Medien: Der Druck, Konsumtrends zu folgen, kann dazu führen, dass selbst wohlüberlegte Finanzpläne verworfen werden.
  • Finanzbildung: Schulen in Deutschland vermitteln nur begrenzt Finanzkompetenzen. Laut einer Mastercard-Studie sehen Jugendliche vorrangig ihre Eltern als Finanzvermittler, während Social Media eine wachsende Rolle spielt.
  • Kulturelle Faktoren: Spar- und Konsumverhalten sind stark von der sozialen Herkunft geprägt. Studien belegen auch, dass Frauen oft weniger über Finanzen aufgeklärt werden als Männer.

Vor allem der Freundeskreis und Social Media gelten als Risikofaktoren, die eine starke Wirkung auf das Ausgabeverhalten junger Menschen haben können. Ihnen kann mit elterlicher Erziehung und Kontrollmechanismen entgegengearbeitet werden.

Stand des Finanzverhaltens junger Erwachsener 2024

Junge Erwachsene stehen derzeit vor steigenden finanziellen Herausforderungen:

  • Geringe finanzielle Bildung: In Deutschland fehlen verpflichtende Finanzkurse. Viele junge Menschen orientieren sich an Online-Quellen und eigenen Erfahrungen.
  • Konsumverhalten: Prioritäten liegen oft auf Freizeit, Mode und digitalen Gütern. Peer-Druck und Influencer-Marketing verstärken kurzfristige Konsumentscheidungen.
  • Steigende Verschuldung: „Buy now, pay later“-Modelle und Mikrotransaktionen in Online-Spielen fördern unüberlegte Ausgaben.
  • Spar- und Anlageverhalten: Während einige in ETFs oder Kryptowährungen investieren, fehlt oft ein systematisches Verständnis für Risiken.

Akut besteht dadurch ein starkes Spannungsfeld zwischen vernünftigen Finanzentscheidungen und Konsumwünschen. Allgemein zeigt sich eine gute Tendenz an jungen Erwachsenen, die sich durchaus über ihre finanzielle Zukunft sorgen und Vorsorgen treffen möchten. Dennoch leben sie heute in einer stark durch Medien und Konsum beeinflussten Welt, die dies schwierig macht.

Diese Hintergründe und Zusammenhänge wurden im Rahmen der Studie genutzt, um Hypothesen zu dem Finanzverhalten junger Menschen aufzubauen und sie mithilfe von durch Fragebögen ermittelte Daten zu untersuchen, um schließlich Handlungsempfehlungen in Bezug auf Kontrollmechanismen bei Depots aufstellen zu können.

Methoden

Die vorliegende Studie untersucht die finanziellen Entscheidungsprozesse junger Erwachsener beim erstmaligen Zugriff auf größere Geldsummen. Dabei stehen die Rolle elterlicher Erziehung, Kontrollmechanismen sowie externe Einflüsse im Mittelpunkt. Um ein umfassendes Bild der Zusammenhänge zu erhalten, wurden drei verschiedene Gruppen in die Untersuchung einbezogen: junge Erwachsene, Eltern sowie pädagogische Fachkräfte.

Studiendesign

Die Studie basiert auf einer Online-Befragung, die durch drei unterschiedliche Fragebögen durchgeführt wurde. Diese waren speziell auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten, um relevante Aspekte aus verschiedenen Perspektiven zu erfassen.

Der erste Fragebogen richtete sich an junge Erwachsene rund um die Volljährigkeit. Der Fokus lag auf ihrem Finanzverhalten, ihren Einstellungen zu Spar- und Investitionsentscheidungen sowie ihrer Reaktion auf hypothetische Szenarien, in denen sie plötzlich über größere Geldsummen verfügen konnten. Darüber hinaus wurde untersucht, inwiefern externe Faktoren wie Peer Groups, soziale Medien oder Werbung ihr Verhalten beeinflussen.

Der zweite Fragebogen war an Eltern gerichtet, die für ihre Kinder finanzielle Rücklagen gebildet oder geplant hatten. Ziel war es, herauszufinden, welche Erziehungsstrategien sie in Bezug auf finanzielle Bildung anwenden, inwieweit sie Kontrollmechanismen als sinnvoll erachten und welche Erwartungen sie an das Verhalten ihrer Kinder bei einem plötzlichen Geldzugang haben.

Die dritte Gruppe bestand aus pädagogischen Fachkräften wie Lehrkräften, Erzieher:innen und Schulsozialarbeitenden. Diese sollten eine von Fachwissen und Erfahrung gestützte und neutrale, von familiären Bindungen losgelöste Einschätzung der finanziellen Kompetenzen junger Menschen abgeben. Außerdem wurden sie zu ihrer Wahrnehmung der finanziellen Bildung in Schulen sowie zu potenziellen Einflussfaktoren auf das Konsum- und Sparverhalten von Jugendlichen befragt.

Durch die Kombination dieser drei Perspektiven konnte die Studie nicht nur individuelle Entscheidungen und Verhaltensweisen erfassen, sondern auch den Einfluss familiärer Prägung und externer Umweltfaktoren analysieren.

Stichprobe und Erhebungsmethode

Die Datenerhebung erfolgte über standardisierte Online-Fragebögen, die anonym ausgefüllt wurden. Insgesamt nahmen 238 Personen an der Studie teil. Diese setzten sich aus 128 jungen Erwachsenen, 100 Eltern (die teils für mehrere Kinder Angaben machten und somit 105 Antworten lieferten) sowie 10 pädagogischen Fachkräften zusammen.

Alle Teilnehmenden wurden vorab über die Ziele der Studie, die Anonymisierung der Daten sowie die freiwillige Teilnahme informiert. Persönliche Daten wie Namen oder Adressen wurden nicht erhoben.

Datenanalyse

Die Untersuchung wurde anhand einer Kombination aus quantitativen und qualitativen Methoden ausgewertet.

Zur Analyse der geschlossenen Fragen wurde eine deskriptive Statistik angewandt, um zentrale Tendenzen innerhalb der Stichprobe darzustellen. Dies umfasste die Berechnung von Häufigkeiten, Mittelwerten und prozentualen Verteilungen, wodurch Muster in den finanziellen Verhaltensweisen und Einstellungen der Teilnehmenden sichtbar wurden.

Darüber hinaus wurden vergleichende Analysen zwischen den Befragungsgruppen durchgeführt. Insbesondere wurde geprüft, ob Eltern die finanziellen Kompetenzen ihrer Kinder zutreffend einschätzen konnten oder ob es Diskrepanzen zwischen elterlicher Erwartung und tatsächlichem Verhalten der jungen Erwachsenen gab.  

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Hypothesenprüfung. Die Studie ging davon aus, dass elterliche Kontrollmechanismen impulsiven Konsum reduzieren können, dass eine Kombination aus Finanzbildung und strukturierten Schutzmaßnahmen den nachhaltigsten Effekt erzielt und dass Kontrollmechanismen in konsumorientierten Umfeldern besonders wirksam sind. Diese Annahmen wurden anhand der gesammelten Daten überprüft und bewertet.

Zur detaillierten Untersuchung individueller Finanzentscheidungen wurden Szenarioanalysen durchgeführt. Die Teilnehmenden sollten angeben, wie sie verschiedene Geldsummen (10.000 €, 20.000 €, 50.000 € und 100.000 €) verwenden würden. Diese Angaben wurden mit den elterlichen Erwartungen verglichen, um Fehleinschätzungen oder realistische Annahmen herauszuarbeiten. Sie dienten auch als Basis für Beispielrechnungen in Bezug darauf, wie groß Einsparungen durch verschiedene Kontrollmechanismen ausfallen könnten.

Ethische Überlegungen

Da die Studie persönliche Finanzfragen behandelte, wurde besonderer Wert auf Datenschutz und ethische Standards gelegt. Die Teilnahme erfolgte ausschließlich freiwillig und die Anonymität aller Teilnehmenden war jederzeit gewährleistet. Es wurden keine sensiblen persönlichen Daten gespeichert oder weitergegeben. Ziel war es, eine möglichst offene, unverzerrte Analyse des Finanzverhaltens junger Erwachsener zu ermöglichen, ohne in ihre Privatsphäre einzugreifen.

Überblick über die Fragebogenergebnisse

Im Folgenden werden die Haupterkenntnisse aus den Antworten der Teilnehmer zusammengefasst. Eine ausführliche Analyse mit Zahlen und Prozentzahlen findet sich im Volltext der Studie.

Ergebnisse des Elternfragebogens

Die Befragung verdeutlicht, dass Eltern ihre Kinder bereits frühzeitig an den Umgang mit Geld heranführen, sich dabei jedoch in zwei unterschiedliche Grundhaltungen aufteilen. Manche überlassen ihren Kindern weitgehend freie Hand und vertrauen darauf, dass sie Verantwortung lernen, während andere stärker regulierend eingreifen und sich mehr Kontrolle wünschen.

Trotz dieser unterschiedlichen Ansätze zeigt sich in vielen Familien ein Austausch über den Wert des Geldes und die Bedeutung einer bewussten Finanzplanung. Dabei legen viele Eltern großen Wert auf die Vermittlung grundlegender Kenntnisse im Alltag und nutzen praktische Beispiele wie das gemeinsame Einkaufen oder das Gewähren von Taschengeld.

Ein wichtiger Punkt ist der Zugang zu vorhandenen Rücklagen und größeren Geldbeträgen. Einige Kinder dürfen bereits frei über ihre Gelder verfügen, andere nur unter Aufsicht der Eltern. Trotz dieser Unterschiede verfolgen viele Mütter und Väter das Ziel, ihren Nachwuchs zu einem eigenverantwortlichen Finanzverhalten zu befähigen. 

Gleichzeitig wird deutlich, dass Werbeeinflüsse, Freundeskreise und Trends über soziale Netzwerke einen erheblichen Einfluss auf das Ausgabeverhalten der Kinder haben und Eltern insbesondere Peers und Soziale Medien als starke Quelle von Druck von außen wahrnehmen, Geld mitunter auch unvernünftig auszugeben.

Abbildung: Elternfragebogen – Gewichtung der Einflusskategorien

Die meisten Eltern gehen davon aus, dass ihre Kinder trotz aller Verlockungen überwiegend überlegt mit Geld umgehen, wobei diese Angaben auch ein Ausdruck ihrer Hoffnungen sein können, statt realitätsnaher Angaben. Die meisten Eltern denken insgesamt aber realistisch und erwarten neben Anlagen auch spontane oder impulsive Ausgaben.

Abbildung: Elternfragebogen – Verwendung von 5.000 €

Die Umfrage zeigt in den Szenarien von Depotsummen zur Volljährigkeit zwischen 10.000 € und 100.000 € außerdem, dass die meisten Eltern erwarten, ihr Kind würde bei einer größeren Geldsumme einen beträchtlichen Teil für längerfristige Zwecke aufheben oder investieren und nicht alles sofort ausgeben. Es wird aber auch deutlich, dass Erlebnisse und Konsumwünsche gerade bei moderaten Beträgen im Vordergrund stehen. Mit zunehmender Höhe der verfügbaren Mittel verlagert sich die Priorität immer mehr auf das Sparen und Anlegen, voraussichtlich, da hier größere Geldbeträge vorhanden sind und das Investieren weniger mit Verzicht einhergeht.

Abbildung: Elternfragebogen – Szenarienvergleich Gewichtung der Ausgaben

In vielen Familien führt das Thema Geld nur selten zu Konflikten, da Kinder häufig schon erste positive Erfahrungen mit dem Sparen oder dem kontrollierten Ausgeben ihrer Mittel gemacht haben. Wo es doch zu Spannungen kommt, schätzen Eltern ihre Einflussmöglichkeiten unterschiedlich ein: Während manche sich völlig auf ihre Erziehungsarbeit verlassen, bevorzugen andere bestimmte Schutzmechanismen oder konkrete Vorgaben oder wünschen sich gezielt mehr Kontrolle. 
Die Studie macht schließlich deutlich, dass das Vertrauen in die finanzielle Reife der eigenen Kinder überwiegend hoch ist, obwohl manche Mütter und Väter dennoch vorsichtig bleiben und auch in Zukunft bei größeren Summen genau hinschauen würden. Viele Eltern wünschen sich mehr Kontrollmechanismen, wenn es um große Geldbeträge, etwa in Depots, geht. 

Ergebnisse des Junge-Erwachsene-Fragebogens

Die Auswertung verdeutlicht, dass viele junge Erwachsene bereits eigene Einkünfte haben, sei es durch Nebenjobs, eine Ausbildung oder eine feste berufliche Tätigkeit, während andere gelegentlich oder gar nicht von ihren Eltern unterstützt werden. Dabei sind familiäre Prägungen deutlich spürbar, denn die meisten Befragten geben an, zumindest gelegentlich mit ihren Eltern über Geld gesprochen zu haben und bestätigen die Vermutung der Eltern, dass diese einen starken Einfluss auf das Finanzverhalten des Nachwuchses haben. 

Hier existieren Unterschiede in der tatsächlichen Lebenssituation, da einige kaum Rücklagen haben oder stärker auf finanzielle Unterstützung durch ihre Eltern angewiesen sind, während andere schon über größere Geldbeträge frei verfügen können.

Gleichzeitig zeigt sich, dass Schule und Unterricht bei vielen kaum oder gar keinen Einfluss auf das Finanzverhalten ausüben, während Freunde, persönliche Interessen sowie Trends aus den Medien oft eine größere Rolle spielen. Einige Befragte erkennen dabei externe Erwartungen und Druck als Risikofaktor für Impulsausgaben an. 

In den Ausgabekategorien finden sich Ausgaben für Erlebnisse und Konsumgüter stets an hoher Stelle, wobei viele der Teilnehmer auch angeben, bereits für die Zukunft vorzusorgen.

Abbildung: Junge Erwachsene Fragebogen – Alltägliche Ausgabekategorien

Bei den hypothetischen Geldbeträgen, die plötzlich zur Verfügung stünden, würden die meisten Befragten den Großteil langfristig investieren und sparen, gefolgt von kurz- bis mittelfristigen Rücklagen. Konsumwünsche treten zwar in Erscheinung, bleiben aber insgesamt hinter dem Bedürfnis nach Sicherheit und Vermögensaufbau zurück.

Abbildung: Junge Erwachsene Fragebogen – Szenariovergleich frei formulierte Ausgabekategorien

In fast allen Fällen spielt die Frage nach langfristiger Absicherung laut eigenen Angaben eine wichtige Rolle, die sich in den Antworten der jungen Erwachsenen in ihrem Ausgabeverhalten und ihren Zukunftsplänen widerspiegelt. Insgesamt geben die Teilnehmer:innen an, dass sie sich um die finanzielle Zukunft sorgen und dementsprechend vorsorgen möchten.

Dennoch besteht berechtigterweise auch ein hoher Bedarf nach Ausgaben für Konsumgüter, Freizeitaktivitäten und Erlebnisse, die einen Einfluss auf die wahrgenommene Lebensqualität von Menschen haben. In der heutigen Zeit steigen die Kosten für diese stetig, während andere Faktoren wie Gehalt selten nachziehen. Die Reaktion auf dieses Spannungsfeld fällt unterschiedlich aus, zwischen sparsamen Ausgaben und Trotzreaktionen. Aus den Antworten der 128 jungen Erwachsenen lesen sich aber überwiegend vernünftige Haltungen heraus, wobei Selbsteinschätzung und Realität auch abweichen können. 

Ergebnisse des Pädagogen-Fragebogens

Die befragten Pädagoginnen und Pädagogen sehen Kinder und Jugendliche generell als relativ leicht beeinflussbar, wenn es um das Thema Ausgaben geht. Der familiären Erziehung wird dabei eine besonders prägende Rolle zugesprochen, jedoch werden auch Einflüsse von Freunden, sozialen Netzwerken und Werbung als stark wahrgenommen. 

Abbildung: Pädagog:innen Fragebogen – Beeinflussbarkeit von Finanzverhalten

Die Lehrkräfte sind sich außerdem weitgehend einig, dass Schule und Unterricht grundsätzlich eine wichtige Funktion bei der Vermittlung finanzieller Bildung haben könnten. Zugleich weisen sie darauf hin, dass finanzielle Inhalte im Schulalltag häufig nur unzureichend oder nicht konsequent genug behandelt werden, obwohl sich viele Schülerinnen und Schüler dafür interessieren. 
Da es an schulischen Pflichtinhalten zum Thema Finanzen mangelt, ziehen die jungen Menschen ihr Wissen neben der Finanzerziehung ihrer Eltern insbesondere aus dem Internet und stehen im starken Einfluss durch ihre Freunde, soziale Medien und Trends.

Abbildung: Pädagog:innen Fragebogen – Einflussfaktoren auf das Finanzverhalten

In den Antworten wird deutlich, dass Kinder und Jugendliche der Erfahrung der Pädagog:innen nach bei kleineren Geldsummen überwiegend auf kurzfristige Konsumwünsche setzen. Steigen die verfügbaren Beträge, wächst zwar das Bewusstsein, einen Teil zu sparen oder zu investieren, doch dominieren immer noch spontane Käufe und eher kurzsichtige Entscheidungen. 
Erst bei wirklich großen Summen vermuten die Befragten eine deutlich stärkere Neigung zu langfristigen Plänen und strategischen Umgang mit dem Geld. In allen Szenarien bleibt jedoch die Bereitschaft hoch, Ausgaben im Bereich Mobilität – wie beispielsweise der Führerschein – priorisiert zu behandeln, was den Wunsch nach Unabhängigkeit und Flexibilität widerspiegelt.
Die Pädagoginnen und Pädagogen betonen, dass Eltern und Kinder gemeinsam einen bewussten Umgang mit Geld entwickeln sollten. Kontrollmechanismen werden von vielen als unterstützende Maßnahme gesehen, solange sie nicht überhandnehmen. Eine enge Überwachung wird kritisch beurteilt, weil sie die Entwicklung eigenverantwortlicher Entscheidungen hemmen kann. Wichtig sei vielmehr, Jugendliche schrittweise an große Geldbeträge und finanzielle Verantwortung heranzuführen, damit sie früh lernen, was es bedeutet, realistisch zu planen und das eigene Ausgabeverhalten zu reflektieren.

Abbildung: Pädagog:innen Fragebogen – Schwankende Vernunft bei plötzlich erhaltenen größeren Geldbeträgen

Gerade junge Menschen, die eigentlich bereits vernünftig wirtschaften, könnten aus Sicht der Fachpersonen bei unerwartet großen Geldsummen in Versuchung geraten, ihr Konsumverhalten kurzfristig zu verändern. Die Befragten empfehlen daher, frühzeitig ein stärkeres Bewusstsein für Sparen und Investieren zu fördern. Auf diese Weise ließen sich impulsive Fehlentscheidungen reduzieren, und Heranwachsende würden langfristiger denken.

Abbildung: Pädagog:innen Fragebogen – Langfristige Vorteile von Kontrollmechanismen

Kontrollmechanismen werden von den Fachpersonen als hilfreiche, zusätzliche Absicherung eingeschätzt und die Pädagog:innen warnen davor, die Verlockung plötzlicher Geldbeträge und die Kraft des Einflusses von Außen, dem auch grundsätzlich vernünftige Kinder ausgesetzt sind, zu unterschätzen. Faire Kontrollmechanismen wie eine Staffelung der Depotfreigabe können hier als Schutznetz dienen.

Diskussion der Ergebnisse

Die Studie untersucht, wie finanzielle Schutzmechanismen, insbesondere durch elterliche Kontrolle, das Ausgabeverhalten junger Erwachsener beeinflussen und ob sie impulsive Kaufentscheidungen reduzieren können. Im Mittelpunkt stehen die unterschiedlichen Einschätzungen von Eltern, jungen Erwachsenen und Pädagogen sowie der Abgleich mit aktuellen Berichten über das Finanzverhalten junger Menschen im Jahr 2024. 

Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst und in thematische Kategorien gegliedert: 

Ausgabeverhalten junger Erwachsener

Die Ergebnisse zeigen, dass junge Erwachsene ihr Geld vorwiegend für kurzfristigen Konsum verwenden, wenn die zur Verfügung stehende Summe noch überschaubar ist. Je höher der Betrag, desto stärker verschiebt sich der Fokus auf strategisches Sparen und Investieren. So fließt ein erheblicher Teil der Beträge in dem 100.000 € Szenario in langfristige Anlagen wie Wertpapiere oder Immobilien. 

Trotzdem bleibt ein spürbarer Anteil für spontane Bedürfnisse bestehen, da sich der Wunsch nach unmittelbarem Konsum nur graduell verringert. Eltern schätzen den Hang zum Sparen meist höher ein, während Pädagogen eher bestätigen, dass erst bei wirklich großen Geldsummen eine deutlich langfristige Planung stattfindet. 

Externe Einflussfaktoren

Soziale Medien, Werbung und das soziale Umfeld spielen eine wichtige Rolle für das Konsumverhalten. Junge Erwachsene selbst sehen ihren Handlungsrahmen oft als selbstbestimmt an und fühlen sich nach eigener Auskunft nicht allzu stark beeinflusst. Untersuchungen aus dem Jahr 2024 lassen jedoch erkennen, dass der Einfluss von Trends und digitaler Werbung häufig unterschätzt wird. 

Während viele Eltern und Pädagogen den Einfluss externer Faktoren für sehr groß halten, besteht bei den jungen Erwachsenen eine gewisse Diskrepanz zwischen tatsächlicher Beeinflussung und persönlicher Wahrnehmung. 

Rolle finanzieller Bildung

Sowohl Eltern als auch Pädagogen weisen darauf hin, dass in den Schulen nach wie vor nur wenig strukturiertes Finanzwissen vermittelt wird, weshalb junge Erwachsene ihre Kompetenzen überwiegend im Elternhaus erlernen. Dies unterstreicht den hohen Stellenwert familiärer Erziehung: Wo Mütter und Väter konkret aufklären und ihre Kinder aktiv in Budgetfragen einbeziehen, verfestigt sich ein eher vorausschauendes Finanzverhalten, während ohne entsprechende Anleitung häufig kurzfristige Bedürfnisse im Vordergrund stehen. 

Zugleich warnen die Befragten davor, dass junge Menschen sich zunehmend an selbsternannten Finanzexperten in sozialen Netzwerken orientieren, deren Empfehlungen nur scheinbar professionell sind und mitunter ein verzerrtes Bild vom schnellen Geld vermitteln. 

Gerade weil die Schule nur in begrenztem Umfang wirtschaftliche Kompetenzen fördert, kann fehlende Orientierung in Kombination mit fragwürdigen Online-Tipps dazu führen, dass langfristige Finanzplanung vernachlässigt wird und Jugendliche in riskante oder unüberlegte Investitionsentscheidungen geraten.

Wirksamkeit elterlicher Kontrollmechanismen

Ein Kernpunkt der Studie ist die Frage, ob und in welchem Ausmaß elterliche Kontrolle helfen kann, impulsive Kaufentscheidungen zu reduzieren. Eltern und Pädagogen gehen vielfach davon aus, dass ein gestaffelter oder eingeschränkter Zugriff auf größere Summen durchaus dabei hilft, vorschnelle Ausgaben zu verhindern. 

In den Antworten der jungen Erwachsenen ergibt sich, dass viele junge Menschen Kontrollen der Eltern auf ihre Ausgaben nachvollziehen können. Rund 40 % der Befragten finden diese gerechtfertigt, aber betonen, sich auch eingeschränkt zu fühlen. Insgesamt zeigt sich also, dass die Mehrheit zwar Verständnis für das elterliche Interesse an den Finanzen mitbringt, aber gleichzeitig der Wunsch nach Eigenständigkeit stetig wächst, was den Übergang vom abhängigen Jugendlichen zum eigenverantwortlichen Erwachsenen widerspiegelt. 

Empirische Befunde belegen, dass gezielte Beschränkungen durchaus einen Rückgang von Spontankäufen bewirken können. Entscheidend ist jedoch, die richtige Balance zu finden, damit die Entwicklung einer eigenständigen Finanzkompetenz nicht behindert wird. 

Vergleich mit aktuellen Studien

Die Studienergebnisse stimmen in weiten Teilen mit externen Untersuchungen überein, wonach sich junge Erwachsene in einem Spannungsfeld zwischen wachsender Eigenständigkeit und elterlicher Unterstützung bewegen. Das Spar- und Investitionsverhalten zeigt einen deutlichen Aufwärtstrend, sobald höhere Geldsummen vorhanden sind. Gleichzeitig wird der Einfluss sozialer Medien von den Befragten tendenziell unterschätzt. 
In offiziellen Statistiken zum Jahr 2024 zeigt sich eine ähnliche Tendenz zu mehr finanzieller Autonomie, während die subjektive Einschätzung der eigenen Unabhängigkeit oft größer ist, als es die tatsächlichen Daten nahelegen. Aufgrund wirtschaftlicher Krisen ist das Bewusstsein für die Bedeutung der finanziellen Vorsorge bei jungen Menschen aktuell allerdings tendenziell sehr hoch, wenn auch unzureichende Chancen gesehen werden, sich ohne zu starke Einschränkungen im Alltag effektiv abzusichern.

Hypothetische Szenarien und Ausgabenverteilung

Um das Verhalten in verschiedenen Alltagssituationen zu verdeutlichen, wurden exemplarische Szenarien mit Beträgen von 10.000 bis 100.000 Euro betrachtet. Hier zeigte sich, dass mit zunehmender Geldmenge der Anteil an langfristigem Sparen und Investieren merklich steigt, während Konsumausgaben anteilig zurückgehen. 

Dennoch verbleibt immer ein nennenswerter Teil für spontane Verwendungen, was bestätigt, dass finanzielle Bildung und unterstützende Kontrollmechanismen einen großen Beitrag dazu leisten können, vorschnelle Entscheidungen zu mindern.  

Handlungsempfehlungen

Die Untersuchung zeigt, dass elterliche Kontrollmechanismen dazu beitragen können, impulsive Konsumausgaben zu reduzieren und eine nachhaltige Finanzplanung zu fördern. Besonders bei größeren Geldsummen führt eine strategische Steuerung der Mittelverfügbarkeit dazu, dass mehr Geld langfristig angelegt und weniger für kurzfristige Konsumwünsche ausgegeben wird. . 

Gleichzeitig ist es entscheidend, dass solche Mechanismen nicht einseitig vorgegeben werden, sondern gemeinsam mit den Kindern oder mit Rücksicht auf deren spätere Bedürfnisse entwickelt werden, um Eigenverantwortung zu stärken und Widerstände zu vermeiden.

Einsparpotenzial durch Kontrollmechanismen

Die Beispielrechnungen zeigen, dass eine gezielte Steuerung des Geldzugangs erhebliche Einsparungen ermöglichen kann. Anhand der Antworten aus den Fragebögen konnte eine grobe Schätzung der Geldmengen berechnet werden, die je nach Szenario für Konsumausgaben ausgegeben werden würden:

Die Beispielrechnungen zeigen, dass eine gezielte Steuerung des Geldzugangs erhebliche Einsparungen ermöglichen kann. Wird beispielsweise der Konsumanteil um 25 % reduziert, können folgende Beträge eingespart und für langfristige Zwecke genutzt werden:

Die genaue Einsparung hängt dabei mit dem gewählten Kontrollmechanismus zusammen. Hierfür wurden die folgenden, potenziellen Geldmengen ermittelt. Um diese Einsparpotenziale zu realisieren, haben sich folgende Maßnahmen als wirksam erwiesen:

  • Gestaffelte Freigabe der Mittel

Statt eine große Geldsumme auf einmal zur Verfügung zu stellen, kann das Geld in mehreren Tranchen ausgezahlt werden (z. B. 10 % sofort, 30 % nach einem Jahr, 30 % nach zwei Jahren, 30 % nach fünf Jahren). Dies hilft, spontane Fehlentscheidungen zu vermeiden und gibt jungen Erwachsenen Zeit, finanzielle Weitsicht zu entwickeln.

  • Anreize für langfristiges Sparen

Eltern können zusätzliche Anreize schaffen, indem sie Belohnungen für gespartes Geld anbieten. Beispielsweise könnte ein Teil des Geldes zusätzlich freigegeben werden, wenn ein bestimmter Anteil über eine festgelegte Zeit nicht ausgegeben wurde.

  • Verpflichtender Anlageanteil

Eine Option ist es, einen festen Anteil der Geldsumme direkt in langfristige Anlagen wie ETFs, Aktien oder Festgeldkonten zu investieren. Dadurch wird ein gewisser Teil des Geldes automatisch für die Zukunft gesichert.

Aus diesen Modellen könnte sich nach der Beispielrechnung der Szenarien die folgende Ersparnis bei einem Depot-Betrag von 100.000 € ergeben: 

Während Kontrollmechanismen finanzielle Fehlentscheidungen reduzieren können, ist es wichtig, dass sie nicht als Einschränkung oder Entmündigung wahrgenommen werden. Junge Erwachsene wollen eigenständig über ihr Geld verfügen und könnten restriktive Vorgaben als übermäßige Kontrolle empfinden, was zu Trotzreaktionen führen kann.

Eine offene Kommunikation über die Vor- und Nachteile verschiedener Modelle fördert das Verständnis und die Akzeptanz. Wenn Kinder das Gefühl haben, dass sie in den Entscheidungsprozess einbezogen werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Maßnahmen als fair empfinden und bereit sind, finanzielle Verantwortung zu übernehmen.

Deshalb sollten Eltern und Kinder gemeinsam über sinnvolle Schutzmaßnahmen sprechen oder bei Abschluss eines Depots im Kleinkindalter auf gestaffelte Kontrollsysteme zurückgreifen, die dem Kind später eine gewisse Freiheit erlauben, während sie zu stark unkontrollierte Ausgaben einschränken, um dem Nachwuchs ein Sicherheitsnetz für die langfristige finanzielle Sicherheit zu bieten. 

Fazit der Diskussion

Die vorliegende Untersuchung legt nahe, dass junge Erwachsene zwar nicht grundsätzlich unbedacht mit Geld umgehen, aber gerade bei kleineren Summen den kurzfristigen Konsum in den Vordergrund stellen. Je größer die verfügbaren Beträge werden, desto stärker rücken Spar- und Investitionsziele in den Fokus. Dabei sollte betont werden, dass der Wunsch nach Konsum nicht nachlässt. Dank der größeren Geldbeträge kann der Konsumwunsch in den höheren Szenarien bereits mit einem geringeren Gesamtanteil der Summe gedeckt werden, ohne zu verzichten, wodurch voraussichtlich bereitwillig Geld für Investitionen genutzt wird.

Der Einfluss von Werbung, sozialen Medien und Freunden ist nachweislich vorhanden, wird jedoch von den Betroffenen selbst oft unterschätzt. Elterliche Kontrollmechanismen können impulsive Ausgaben reduzieren und werden auch durch die jungen Menschen überwiegend als gerechtfertigt empfunden, wobei ein angemessenes Maß an Eigenverantwortung unverzichtbar ist. 

Gleichzeitig zeigen die Befragungen, dass schulische Finanzbildung noch immer lückenhaft ist, was den Bildungsauftrag der Eltern weiter verstärkt. Insgesamt unterstreichen die Ergebnisse die Notwendigkeit eines umfassenden Ansatzes, der finanzielle Bildung, praxisnahe Lernerfahrungen und einen maßvollen Einsatz elterlicher Schutzmaßnahmen vereint, um junge Menschen zu einer verantwortungsvollen und langfristig orientierten Finanzplanung zu befähigen. 

Einschränkungen

Die Studie liefert wertvolle Erkenntnisse zum Finanzverhalten junger Erwachsener und dem Einfluss elterlicher Kontrollmechanismen, doch einige methodische Einschränkungen sollten berücksichtigt werden: 

Ein mögliches Verzerrungspotenzial ergibt sich aus der subjektiven Wahrnehmung der Eltern, die das Verhalten ihrer Kinder möglicherweise idealisieren oder unterschätzen. Ebenso könnten junge Erwachsene ihr eigenes Finanzverhalten unrealistisch positiv einschätzen, was zu einer Abweichung zwischen Selbsteinschätzung und tatsächlichem Handeln führen könnte.

Um solche Fehleinschätzungen auszugleichen, wurden gezielt drei unterschiedliche Befragungsgruppen einbezogen. Während Eltern den Erziehungsaspekt und den bisherigen Umgang mit Geld bewerten konnten, boten die pädagogischen Fachkräfte eine neutrale, von familiären Bindungen losgelöste Perspektive auf die Finanzkompetenz junger Menschen. Dies reduziert zwar das Risiko verzerrter Einzelaussagen, ersetzt jedoch keine direkte Beobachtung des tatsächlichen Finanzverhaltens in realen Entscheidungssituationen.

Auch die begrenzte Stichprobengröße von 128 jungen Erwachsenen, 105 elterlichen Antworten und 10 pädagogischen Fachkräften schränkt die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die Gesamtbevölkerung ein. Sie stellt hingegen einen Trendbericht über aktuelle Tendenzen dar.

Zusätzlich basiert die Untersuchung auf hypothetischen Szenarien, bei denen die Teilnehmenden angeben mussten, wie sie mit verschiedenen Geldsummen umgehen würden. Da tatsächliche finanzielle Entscheidungen oft durch spontane Impulse oder unvorhergesehene Faktoren beeinflusst werden, können sich Abweichungen zwischen den Befragungsergebnissen und dem realen Verhalten ergeben. 

Dennoch ermöglicht die Kombination aus mehreren Perspektiven eine differenzierte Betrachtung und liefert wertvolle Hinweise darauf, welche Faktoren eine nachhaltige Finanzplanung junger Erwachsener begünstigen und welche Kontrollmechanismen tatsächlich sinnvoll sein könnten.

Fazit 

Die vorliegende Studie untersucht das Ausgabeverhalten junger Erwachsener und den Einfluss von Depotschutzmaßnahmen auf ihre finanzielle Sicherheit. Basierend auf den Erkenntnissen aus den Befragungen von Eltern, jungen Erwachsenen und Pädagogen lassen sich zentrale Schlussfolgerungen ziehen:

Die Studie zeigt, dass junge Erwachsene grundsätzlich vernünftig mit plötzlich verfügbaren größeren Geldbeträgen umgehen. Dennoch bleibt ein konstanter Anteil für Konsumausgaben erhalten, unabhängig von der Höhe des verfügbaren Betrags. Während mit steigender Summe der Fokus zunehmend auf langfristiges Sparen und Investitionen gerichtet wird, bleiben spontane Konsumentscheidungen ein fester Bestandteil der Finanzplanung. Ein wesentlicher Einflussfaktor dabei sind Peer Groups, die Kaufentscheidungen junger Erwachsener maßgeblich prägen.

Um impulsive Ausgaben zu begrenzen, ohne die Eigenständigkeit der jungen Erwachsenen zu stark einzuschränken, hat sich eine Kombination aus Finanzbildung und moderaten Kontrollmechanismen als wirksam erwiesen. Die Beispielrechnungen zeigen, dass gezielte Maßnahmen erhebliche Einsparungen ermöglichen können, indem sie eine bewusste Finanzplanung fördern. Dabei ist es entscheidend, Kontrollsysteme nicht einseitig vorzugeben, sondern im besten Fall gemeinsam mit dem Kind oder Jugendlichen zu besprechen, sodass beide Seiten sie als fair empfinden.

Der Großteil der Befragten jungen Menschen erkennt Kontrolle durch die Eltern auch rund um die Volljährigkeit als nachvollziehbar und gerechtfertigt an, betont aber, sich dadurch auch eingeschränkt zu fühlen. Hier eignen sich besonders gestaffelte Freigaben, die sowohl finanzielle Sicherheit gewährleisten als auch Konsumwünsche in einem kontrollierten Rahmen ermöglichen. So wird die Selbstständigkeit schrittweise gefördert, während unkontrollierte Ausgaben begrenzt bleiben. 

Die Ergebnisse der Studie legen somit insgesamt nahe, dass eine frühzeitige Finanzbildung in Kombination mit individuell abgestimmten Schutzmechanismen langfristig zu besseren finanziellen Entscheidungen führt und die finanzielle Sicherheit junger Erwachsener stärkt.

Quellen

Angaben der in der Zusammenfassung erwähnten Quellen: 

Die vollständigen Quellenangaben, die für die Studie genutzt wurden, finden sich im Anhang des Volltextes.

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